Wie werden Immundefekte behandelt?

1. Subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie

Die subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie ist zusammen mit der hyaluronidase-unterstützten subkutanen Ig-Ersatztherapie  ein wichtiger Bestandteil der Therapie von angeborenen und erworbenen Immundefekten. Subkutan bedeutet, dass die Lösung mit den Immunglobulinen (Ig) unter die Haut gespritzt wird.
 

Gut zu wissen: Immunglobuline werden auch als Antikörper bezeichnet.

Was befindet sich in der Infusionslösung?

Die Infusionslösung enthält Immunglobuline (Antikörper) in konzentrierter Form (überwiegend der Klasse IgG). Diese stammen aus dem Blutplasma von mindestens 1000 gesunden und sorgfältig ausgewählten Spendern. Eine aufwendige Aufbereitung der Infusionslösung dient dazu, enthaltene Krankheitserreger zu beseitigen.

Welche Funktion haben die Immunglobuline?

Die Immunglobuline (Antikörper) binden sich an Krankheitserreger. So können Immunzellen die Erreger leichter erkennen und vernichten und damit Infektionserkrankungen verhindern. Bei einem Immundefekt ist der Körper oft nicht in der Lage, ausreichend Immunglobuline zu produzieren. Betroffene werden so deutlich häufiger und schwerer krank als gesunde Menschen. Die Subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie unterstützt ihr Immunsystem durch die Bereitstellung von Immunglobulinen.

Wie unterscheiden sich die subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie und die unterstützte subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie?

Bei beiden Formen wird die Immunglobulinlösung in das unter der Haut liegende Bindegewebe verabreicht. Das Gewebe kann jedoch nur ein begrenztes Flüssigkeitsvolumen aufnehmen, das unter anderem vom Alter des Betroffenen abhängt. Bei der subkutanen Immunglobulin-Ersatztherapie beträgt das verabreichte Volumen pro Injektionsstelle üblicherweise zwischen 10 und maximal 25 ml. Dieses Volumen lässt sich durch die unterstützte subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie deutlich steigern, indem vor der Infusion ein spezielles Enzym, die sogenannte Hyaluronidase, verabreicht wird. Es sorgt vorübergehend und reversibel für mehr Platz unter der Haut, sodass der Körper größere Immunglobulinmengen mit einer Infusion aufnehmen kann. 

Wie läuft eine Infusion ab?

Für die Durchführung der Infusion gibt es fertige Sets. Sie bestehen aus einer Kanüle mit daran befestigtem Infusionsschlauch, einer Spritze oder einem Reservoir für die Immunglobulinlösung sowie einer Infusionspumpe. Als Infusionsstellen eignen sich Bauch, Oberschenkel, Oberarme oder der Bereich seitlich an der Hüfte. Die Infusionspumpe bringt die Immunglobulinlösung mit gleichmäßiger Geschwindigkeit in das Gewebe. Von dort gelangen die Immunglobuline in den Blutkreislauf und in den gesamten Körper. Die Dauer einer Infusion ist sehr individuell, denn das Infusionsvolumen hängt vom Körpergewicht des Betroffenen ab.

Zur korrekten Durchführung der Infusionen müssen Betroffene von medizinischem Fachpersonal angeleitet werden. Anschließend können sie die Behandlung selbständig zuhause vornehmen.

Welche Nebenwirkungen treten bei der subkutanen Immunglobulin-Ersatztherapie bzw. unterstützten subkutanen Immunglobulin-Ersatztherapie auf?

Die Immunglobulin-Ersatztherapie wird von den meisten Betroffenen gut vertragen. Im Vergleich zur intravenösen Immunglobulin Anwendung treten bei subkutaner Verabreichung selten systemische Nebenwirkungen auf.  Dies liegt vor allem daran, dass die Immunglobuline aus dem Gewebe langsamer in den Blutkreislauf gelangen. Der Körper nimmt sie damit nicht so schnell auf. Trotz guter lokaler Verträglichkeit kann es zu Juckreitz, Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle kommen.

Folgende Maßnahmen können helfen, das Risiko für Nebenwirkungen zu verringern: 

  • Wechseln Sie regelmäßig die Einstichstelle. 
  • Verringern Sie die Infusionsgeschwindigkeit.
  • Teilen Sie die notwendige Immunglobulinlösung auf zwei oder mehrere Infusionsstellen auf.

 

Sollten bei Ihnen Nebenwirkungen auftreten, sprechen Sie Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin an.

Welche Vorteile haben die subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie und die unterstützte subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie?

Die subkutane bzw. unterstützte subkutane Immunglobulin-Ersatztherapie bietet den Betroffenen folgende Vorteile:

  • kurze Infusionsdauer (abhängig vom Infusionsvolumen)
  • Selbstbehandlung zuhause möglich
      - weniger Fehlzeiten in Schule oder Beruf
      - weniger Krankenhaus-/Arztbesuche
  • bei subkutaner Immunglobulin-Ersatztherapie: Infusionen täglich bis alle 2 Wochen
  • bei unterstützter Immunglobulin-Ersatztherapie: Infusionen alle drei bis vier Wochen
     

Welche Form der Immunglobulin-Ersatztherapie (intravenös oder subkutan) und welches Präparat sich für Sie eignet, entscheidet Ihr behandelnder Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin gemeinsam mit Ihnen.

 


2. Intravenöse Immunglobulin-Ersatztherapie

Die intravenöse Immunglobulin-Ersatztherapie – kurz IVIg – ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie von angeborenen und erworbenen Immundefekten. Durch die Gabe von Immunglobulinen – auch Antikörper genannt – kann sich das Immunsystem eines Betroffenen deutlich besser gegen Krankheitserreger verteidigen. Die Immunglobuline werden bei der IVIg über eine Vene („intravenös“) verabreicht. Die Behandlung hat zum Ziel, die Häufigkeit von Infektionen zu senken und ihre Schwere zu mildern. Damit soll sich auch die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.

Was befindet sich in der Infusionslösung?

Die Infusionslösung enthält Immunglobuline (Antikörper) in konzentrierter Form (überwiegend der Klasse IgG). Diese stammen aus dem Blutplasma von mindestens 1000 gesunden und sorgfältig ausgewählten Spendern. Eine aufwendige Aufbereitung der Infusionslösung dient dazu, enthaltene Krankheitserreger zu beseitigen.

Welche Funktion haben die Immunglobuline?

Die Immunglobuline (Antikörper) binden sich an Krankheitserreger. So können Immunzellen die Erreger leichter vernichten und damit Infektionserkrankungen verhindern. Bei einem Immundefekt ist der Körper oft nicht in der Lage, ausreichend Immunglobuline zu produzieren. Betroffene werden so deutlich häufiger und schwerer krank als gesunde Menschen. Die IVIg unterstützt ihr Immunsystem durch die Bereitstellung von Immunglobulinen.

Wie läuft eine Infusion ab?

  • Bei der IVIg wird die Lösung mit den Immunglobulinen über eine Kanüle in eine Vene (intravenös) verabreicht. So gelangen die Immunglobuline direkt ins Blut und verteilen sich im gesamten Körper.
  • Diese Art der Immunglobulingabe darf nur von Ärzt:innen oder medizinischen Fachangestellten durchgeführt werden. Die IVIg kann deshalb nur im Krankenhaus oder in einer Arztpraxis und nicht zuhause stattfinden.
  • Eine Infusion dauert in der Regel 2-4 Stunden. Die Dauer ist abhängig von der Immunglobulinmenge, die der Betroffene benötigt. Auch die von ihm vertragene Infusionsgeschwindigkeit spielt eine Rolle.

Wie häufig werden die Immunglobuline verabreicht?

Die Immunglobuline der Klasse G (IgG) werden nach einiger Zeit  im Körper abgebaut. Daher ist es notwendig, die Infusion alle 3-4 Wochen zu wiederholen.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Die Infusion wird von den meisten Betroffenen gut vertragen, allerdings können während oder nach der Verabreichung Kopfschmerzen auftreten. Personen, die an Migräne leiden, haben hier ein erhöhtes Risiko. Ebenfalls selten können erhöhte Körpertemperatur oder Schmerzen in den Muskeln und Gelenken als Folge der Infusion auftreten.

Um das Risiko für Nebenwirkungen zu senken, ist es hilfreich, vor der Infusion viel zu trinken. Unverträglichkeitsreaktionen während der Infusion lassen sich zudem häufig durch eine Verringerung der Infusionsgeschwindigkeit oder eine Unterbrechung der Infusion für 15 bis 30 Minuten beseitigen. Sprechen Sie daher das Fachpersonal an, wenn Sie sich während der Behandlung unwohl fühlen.

Welche Vorteile hat die IVIg?

Die intravenöse Gabe der Immunglobuline bietet folgende Vorteile:

  • Eine Infusion findet nur alle 3-4 Wochen statt.
  • Auch ein gravierender Immunglobulinmangel lässt sich behandeln, da durch die intravenöse Infusion große Immunglobulinmengen verabreicht werden können.
  • Bei der Therapie steht Ihnen jederzeit kompetentes medizinisches Personal zur Seite.
    Welche Form der Immunglobulin-Ersatztherapie (intravenös oder subkutan) und welches Präparat sich für Sie eignet, entscheidet Ihr behandelnder Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin gemeinsam mit Ihnen.